Der Schauplatz der Generation-Filme

Seit 2011 dient das Haus der Kulturen der Welt (HKW) als Schauplatz für alle Filme der "Generation 14plus".

Die außergewöhnliche Architektur ist auffallend: Das Gebäude, das bis 1989 als Kongresshalle fungierte, war bei der internationalen Bauausstellung INTERBAU 1957 ein Geschenk der USA. Dem Architekten lag das Gebäude sogar so am Herzen, dass er während der Bauarbeiten den Rohbau des HKWs bewohnte. Die Berliner selber waren damals davon nicht so begeistert – "Schwangere Auster" ist unter Einheimischen bis heute ein gängiger Name für das HKW geblieben. 

Das Innere des Gebäudes, in dem sonst Kunstgalerien oder Theatervorführungen ihren Platz finden, wurde im Stil der Berlinale herausgeputzt. Im Foyer ist ein roter Teppich ausgerollt und Poster der aktuellen Generation-Filme schmücken überall die Wände. Wir entdecken sofort das Plakat von "Jîn", dem Eröffnungsfilm der Sektion "Generation 14plus". Heute Abend geht es damit los und wir sind schon sehr gespannt!

"Jîn" - Jugendfilm mit politischem Anspruch

Jîn, eine 17-jährige Kurdin, befindet sich auf der Flucht. Vor wem, weiß man nicht recht. Sie erinnert mit ihrem roten Kopftuch an Rotkäppchen – mit einem Märchen hat ihre Geschichte aber ganz und gar nichts zu tun. Das Mädchen gehört offenbar einer kurdischen Rebellengruppe an, von der sie sich aber eines Nachts unbemerkt abgesetzt hat. Nun marschiert sie allein durch die wilde Natur, durch Wälder und über unwegsames Bergland, immer auf der Hut vor türkischen Soldaten. Ihre einzigen Weggefährten sind dabei Tiere, die ihr im Gegensatz zu den Menschen nichts Böses wollen.

Ihr eigentliches Ziel ist das Haus eines Onkels in einer weit entfernten Stadt. Die Flucht wird ihr – vor allem von Mitmenschen – nicht einfach gemacht und wird für sie zu einer Odyssee. Schließlich kehrt sie entmutigt in die Berge zurück und landet wieder am Ausgangspunkt des Geschehens.

Der Film verbreitet von Anfang an eine unheilvolle, gespannte Stimmung und es wird früh klar, dass es hier kein Happy End geben kann. Die Hauptfigur ist allein in der Wildnis, verliert aber trotz allem bei den wenigen Begegnungen mit Schwächeren niemals ihre Menschlichkeit. Die deutliche Botschaft des Films ist es, dass Krieg nur Unheil mit sich bringt und es dabei kein Entrinnen gibt, ganz egal, wie stark jeder Einzelne zu sein scheint.

Ab und zu wird der Spannungsbogen, der durch Ton, Bild und Handlung aufgebaut wurde, ohne eine Auflösung abgebrochen. Dadurch wird der Bezug zur Realität immer wieder deutlich. Durch die Ausweglosigkeit, in der sich Jîn auf ihrer Reise befindet, verliert man auch als Zuschauer die Hoffnung. Die Hauptdarstellerin Deniz Hasgüler bietet allerdings in ihrer ersten großen Rolle eine beeindruckend starke Leistung. Auch die Musik im Film trägt dazu bei, dass die Spannung dauerhaft aufrecht erhalten bleibt, was es schwer macht, immer konzentriert bei der Sache zu bleiben. "Jîn" wirkt teilweise dokumentarisch und lässt sich nicht eindeutig in ein Genre einordnen.

"Jîn" ist der Eröffnungsfilm von "Generation 14plus" und gibt einen kleinen Ausblick darauf, was diese Sektion für sein Publikum bereithalten könnte: tolle Bilder, auch erschreckende Inhalte – starke Filme, die beweisen, dass "Jugendfilme" sich auch mit politischen und gesellschaftlichen Themen erfolgreich beschäftigen können.

Maryam Koohestanian, Paula Schöberlein, “fluter”

 

der Schauplatz, -es, Plätze місце дії, арена

die Kurdin -, -nen курдянка, курдка

der Rebell –en, -en бунтар, повстанець

entmutigt збентежений

am Herzen liegen бути дуже дорогим, вболівати усією душею за щось

die Einheimischen місцеві жителі

gängig загальновживаний. поширений

losgehen починатися

auf der Hut sein бути на сторожі

die Botschaft-, -en послання

das Entrinnen -s, - втеча

die Auflösung`-, -en розв’язка

 

Остання зміна: Wednesday 6 March 2013 12:35 PM