Aleen sieht sich selbst im Kino

Einmal ganz groß auf der Kinoleinwand - für Aleen aus Mühldorf ist dieser Traum wahr geworden. Im Film "Hanni und Nanni" spielt sie die Rolle der Erika.
"'Bist du das nicht auf dem Plakat?' So fragen Kinder mich seit dem Start des Kinofilms 'Hanni und Nanni'. Das macht mich stolz. Es ist ein tolles Gefühl, wenn mich die Leute erkennen.
Die Schauspielerei liegt bei uns in der Familie. Meine Eltern gründeten vor einigen Jahren mit Freunden eine Theatergruppe, meine beiden Geschwister hatten schon öfter Filmrollen. Sie haben mich mit ihrer Leidenschaft angesteckt. Mit fünf Jahren durfte ich mal einen Satz in einem Film sagen, in dem mein Bruder mitspielte. Als ich zwölf war, wollte ich dann auch richtig schauspielern. Also hat mich meine Mama bei einer Agentur in München angemeldet.
Mein allererstes Casting war gleich das für den Kinofilm 'Hanni und Nanni' nach der Kinderbuchreihe von Enid Blyton. Meine Agentin hat mich dort angemeldet. Ich war vielleicht aufgeregt. Den ganzen Tag über habe ich nur gezittert. Die anderen Bewerberinnen hatten alle schon Erfahrung, das hat mich noch nervöser gemacht. Meine Mama, die mit dabei war, hat mich ein bisschen beruhigt.
Mit den restlichen Mädchen musste ich eine Szene unter einem Nachthimmel spielen. Wir lagen alle auf dem Boden. Den Text hatten wir davor einstudiert. Ich habe versucht, ich selbst zu sein. Das hat den Castern wohl gefallen.
Die letzten Sommerferien habe ich am Filmset auf Schloss Faber-Castell in Nürnberg und in Berlin verbracht. Weil ich noch ein Kind bin, darf ich am Tag nur fünf Stunden drehen. Zwischen den einzelnen Szenen gab es viele Pausen. Da haben wir oft Spiele gespielt, um uns wieder zu entspannen.
Gudrun, eine von den Coaches, ist mit uns Schauspielern am Abend zuvor den Text durchgegangen, hat Konzentrationsspiele mit uns gemacht und eine Menge Tipps gegeben. Zum Beispiel, dass wir immer an das denken sollen, was wir spielen. In einer Szene sollten wir weinen. Da hat Gudrun uns eine sehr traurige Geschichte erzählt, und uns liefen wirklich die Tränen runter.
An einem Tag lief der Dreh nicht gut. Ich hatte viel Text und war schon vor Filmbeginn aufgeregt. Weil ich so nervös war, habe ich einige Fehler gemacht. Wir mussten die Szene so lange wiederholen, bis ich es hinbekommen habe. Zum Glück ist die Regisseurin nicht böse geworden.
Normalerweise war es aber nicht schwer, die Rolle der Erika zu spielen. Erika und ich sind uns nämlich relativ ähnlich: Wir sind beide sehr ehrgeizig und gehören zu den Besten in der Schule. Ich bin aber ein bisschen lebendiger als Erika, sie ist mehr der ruhige, zurückhaltende Typ.
Ich muss zugeben, dass ich von den vielen bekannten Schauspielern am Set zuvor kaum jemanden kannte. Nur Hannelore Elsner und Anja Kling hatte ich schon im Fernsehen gesehen. Und Oliver Pocher - der ist ja bekannt. Mit ihnen konnte ich ganz normal reden, wie mit meinen Freunden. Dass sie so berühmt sind, hat man beim Drehen nicht gemerkt. Mit Suzanne von Borsody habe ich mich besonders gut verstanden. Sie hat mir viel geholfen.
Manchmal musste ich auch während der Schulzeit zum Filmset. Der Direktor meiner Schule hatte nichts dagegen. Ich glaube, er war sogar ein kleines bisschen stolz auf mich. Meine Lehrer wussten das mit dem Kinofilm anfangs gar nicht. Als sie mich dann aber auf den Plakaten gesehen haben, wollten sie alle ein Autogramm. Dass ich durch die Dreharbeiten Unterricht verpasst habe, war nicht schlimm. Da ich in den Wochen zuvor sehr viel Text für den Kinofilm gelernt habe, konnte ich mich besser konzentrieren und mir den Stoff leichter merken.
Das Highlight war natürlich die Weltpremiere des Films im Mathäser Filmpalast in München. Ich war schrecklich aufgeregt. Gleich sollte ich mich das erste Mal auf der großen Kinoleinwand sehen. Zunächst stand aber der Gang über den lila Teppich an. Für den großen Tag habe ich mich extra schick gemacht. Das Outfit hat mir meine Mama genäht, ein kunterbunter Pulli mit einem schwarzen Kleid darüber. Meine Haare waren in vielen kleinen Zöpfchen aufwendig zu einer Hochsteckfrisur geflochten - wie bei einem richtigen Star eben.
Am Rand standen viele Fotografen und Journalisten.
Dann ging der Film los. Ich saß unruhig auf meinem Stuhl, bin von einer Seite auf die andere gerutscht. Vor Spannung musste ich an meinen Fingernägeln kauen. Und dann kam die erste Szene mit mir. Oh mein Gott, das bin ja ich - ich im Kino. Ich konnte es gar nicht fassen. Aber es fühlt sich gut an.
Spiegel Online, 02. August 2010

wahr werden – здійснюватись
sich anstecken (steckte an, hat angesteckt) – запалитись, загорітись(чимось)
die Kinderbuchreihe =, -n – дитяча книжкова серія
restlich – той, що залишився
das Filmset -s, = - сюжет фільму
durchgehen (gang durch, ist durchgegangen) – проходити, вивчати, повторювати
ehrgeizig - честолюбний, марнославний
zurückhaltend – стриманий, скромний
das Autogramm -s, -e – автограф
das Highlight -s, -s – кульмінація
das Outfit  -s, -s – зовнішній вигляд
kunterbunt – різнокольоровий, строкатий
flechten (flocht, hat geflochten) – плести, вплітати(косу)
rutschen (rutscht, ist gerutscht) - з'їхати, зсунутися
kauen (kaute, hat gekaut) –  жувати, тут: гризти, кусати

Остання зміна: Wednesday 20 February 2013 10:05 PM