Mit Esperanto um die Welt

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Wenn Bernd Gruber nach Hause kommt, dann betritt er eine fremde Welt. Gerade noch hatte er im Supermarkt um die Ecke Fleisch, Rotwein und Waschmittel gekauft. In seiner Wohnung heißen diese Produkte jedoch Viando, rua vino und Lavpulvoro: Vokabeln einer Sprache, die es in keinem Land gibt. Bernd Gruber und seine Frau Renata verständigen sich auf Esperanto. So wie am Anfang, als sie sich kennen lernten und Renata kein Deutsch und Bernd kein Tschechisch konnte und Esperanto alles war, was ihnen blieb. Eine gemeinsame Heimat, eine eigene Welt in ihren Köpfen.
Die Plansprache Esperanto wurde der Welt-Öffentlichkeit zum ersten Mal 1887 vorgestellt. Heute sprechen etwa drei Millionen Menschen auf der Welt Esperanto, in fast jeder Stadt gibt es einen Ortsverein. So auch in München. Einmal die Woche trifft sich die Esperanto-Jugend in einem Stadtteilzentrum im Südosten der Stadt. Sieben Leute sind es heute, Bernd und Renata Gruber, ein paar Freunde. Sie sitzen auf den üblichen hellbraunen Holzstühlen, sie essen Chips, trinken Wein und Saft, schauen Fotos an und plaudern ein bisschen in Esperanto. Es klingt wie eine Mischung aus Italienisch und einer slawischen Sprache, doch in Esperanto steckt eigentlich ein bisschen von jeder Sprache der Welt. Das ist die Vision: eine Plattform für die ganze Menschheit. Bernd Gruber sagt ein wenig nüchterner: "Es ist ein ganz normales Hobby."
Als George W. Bush am 11. April 2003 zum irakischen Volk sprach, da wollte er verstanden werden. "Hi!", sagte Bush im Fernsehen, "my name is George Bush, I am the president of the United States." Unter seinem Kopf: Arabische Untertitel in gelben Schlangenlinien vor Anzugsblau. Hier wird die Sprache selbst zum Zeichen. Die Untertitel bedeuten: "Wir sprechen eure Sprache. Wir verstehen euch. Wir sind auf eurer Seite." Zwei Tage später sieht man in den Nachrichten Bilder von Demonstrationen in Bagdad. Die protestierenden Iraker tragen große Schilder: Arabische Buchstaben schlängeln sich darauf. Keine Untertitel. Es wird Missverständnisse geben.
Sprache verbindet. Sprache trennt. Hier in München Neu-Perlach ragen die Wohntürme in den Himmel. Es ist das einzige Viertel der Stadt, in dem der Mietpreis eine multikulturelle Bewohnerschaft zulässt. Auf engem Raum, versteht sich. 50 Mietparteien pro Gebäude; auf den Klingelschildern Namen aus zehn verschiedenen Ländern. Im Stadtteilzentrum dudelt türkische Musik, ein paar Afrikaner spielen Fußball. Die Esperanto-Gruppe passt hierher. Schließlich will die internationale Sprache einen Ausweg aus dem babylonischen Sprachgewirr aufzeigen.
"Das ist ein ganz logisches Projekt", sagt Bernd Gruber und formuliert die Forschungsfrage: "Wie sieht die Sprache aus, die jeder versteht?" Esperanto basiert auf romanischen, germanischen und slawischen Sprachen. In der Grammatik orientiert sich Esperanto am Türkischen, weil dort die Regeln so einfach sind: nur ein Artikel, nur eine Art der Deklination und Pluralbildung. "Man entwickelt ein übersprachliches Verständnis für Grammatik", sagt Gruber, der 33 Jahre alte Computerspezialist. Viele aus der Münchner Gesprächsrunde sind Naturwissenschaftler. Neben der Freude an der Sprache fasziniert an Esperanto auch die Suche nach der perfekten, der logischen Sprache. Und vielleicht ist der binäre Code so etwas wie eine Weiterentwicklung der Esperanto-Idee. 0-0-1-1-0-1! Alles klar?
Drei Monate dauert es nur, meint Bernd Gruber, dann kann man Esperanto sprechen. "Wenn man mit einem Mädchen flirten will", sagt Frank Baumann, 21, Student und seit drei Jahren dabei, "dann geht es aber auch schneller." Fundierten Esperanto-Unterricht gibt es kaum mehr in Deutschland. Bis vor einigen Jahren gab es noch Kurse an den Universitäten, erzählt Gruber, "aber das wird jetzt durch das Internet ersetzt." Längst gibt es Such- und Übersetzer-Maschinen, Online-Kurse und virtuelle Bibliotheken.
Esperanto macht alle gleich, es ist niemandes Muttersprache, alle müssen einen Schritt auf die Welt des anderen zugehen. "Esperanto ist unsere Zweitsprache. Eine Plattform", sagt Frank Baumann. Er war vor kurzem zu Besuch im Europäischen Gerichtshof, hat dort die vielen Übersetzerkabinen gesehen. Europa hat 25 Mitgliedsprachen; ein Euro-Babylon. Frank Baumann sagt: "Esperanto ist eine hochaktuelle Idee!"

Tobias Moorstedt , “fluter”

das  Esperanto,-s  есперанто
der Ortsverein, -es, -e місцева спілка, товариство
der Stadtteil, -( e)s, -e район міста, квартал
stecken бути, знаходитись
die Vision, =, -en видіння, бачення
nüchtern розсудливо, розумно
der Untertitel, -s, = субтитр
die Schlangenlinie, =, -n  біжучий рядок
schlängeln sich витися, звиватися
ragen in den Himmel височіти, здійматися до неба
zulassen допускати, дозволяти
die Mietspartei, =, -en квартирант, житель
dudeln дудіти
die Gesprächsrunde, = , -n коло спілкування, “круглий стіл”
der Gerichtshof, -( e)s, Höfe суд
die Mitgliedsprache, =, -n мова країни-учасниці Євросоюзу
"Hi!", sagte Bush im Fernsehen, "my name is George Bush, I am the president of the United States." – англ. «Привіт!» «моє ім’я Джордж Буш, я президент Сполучених Штатів.»

Остання зміна: Monday 18 March 2013 8:53 PM